CRASH

Sofie und Hermine drehten sich verzückt im Spiel der Musik. Beschwingt im Rhythmus, berauscht vom Wein, verlor Sofie unmerklich ihr Unterscheidungsvermögen. Lag sie in den Armen Hermines oder Harrys, Edvards oder Augusts, Gustavs oder Stachus'? Der Reigen ihrer Partner wechselte wie im Kreistanz. Was gab es schöneres als das Verschmelzen im Menschsein?

Das Erlebnis des Festes, der Rausch der Festgemeinschaft, das Geheimnis vom Untergang der Person in der Menge, von der unio mystica der Freude,

widerhallten ihr die Worte Hermines. Ihr Selbstgefühl begann sich zu weiten. Entgrenzt umschloß es die Kneipe, den Keller, das Foyer, das Wohnzimmer, das HOME, die HALle und - ging auf die Reise ... Geheul drang an ihr Ohr, das von innen zu kommen schien.

Benommen sank sie in den Plüsch eines betagten Sofas. Hermann schenkte ihr aus dem Kühler Champagner ein. Duftend perlte er in ihren Kelch. Lachend betraten eine pralle Matrone und ein blonder Recke das Gemach. Unversehens senkten sie sich aufs Lager. Geschwind legte sie ihn frei und saugte es in ihr hungriges Fleisch.

Sofies Blick ruhte unterdessen auf dem marmornen Leib Hermines. Ihr wohlgestalteter Körper lag regungslos vor dem Bett. ,,Wie man durch Liebe tötet'', hörte sie Harry sagen. Aber war das wirklich Hermine? Ein fernes Gefühl der Angst beschlich sie. Das war doch Hilde! ,,Es gibt nur eine Frau'', verströmte Harry seinen Atem ... Warm wallte es in ihr auf. Sofies Gedanken wurden zum Strandgut ihres Fühlens ... Befand sie sich an der Verzweigung in eine andere Welt?

Urplötzlich explodierten unter berstendem Krachen die Leiber und zerstoben in einer grell roten Wolke. Es war, als sei ein Auto ins Zimmer gerast. Auf zur Hochjagd auf Automobile! schrie Hermann mit wirrem Blick. Sofie bemerkte noch wie die Zerstörungs- und Mordlust hell und aufrichtig aus seinen Augen lachte: ,,Stellen wir uns dem Kampf gegen die Maschinen!''