Arthur Schnitzler

Die Dirne lockt den Soldaten, der Soldat geht zum Stubenmädchen, das Stubenmädchen folgt dem jungen Herrn, der junge Herr verfällt der jungen Ehefrau, diese gibt sich ihrem Mann hin, ihr Mann stellt dem süßen Mädel nach, das süße Mädel sinkt mit dem Dichter aufs Lager, der sanfte Dichter wird von der ruppig amourösen Schauspielerin verführt, die Schauspielerin holt sich den erfahrenen schönen Grafen und der Graf fällt volltrunken in die Arme der Dirne.

GRAF: ... Die Menschen sind überall dieselben; da wo mehr sind, ist halt das Gedräng größer, das ist der ganze Unterschied. Sagen S', Fräulein, haben Sie die Menschen eigentlich gern?

SCHAUSPIELERIN: Gern - ?? Ich hasse sie! Ich kann keine sehn! Ich seh auch nie jemanden. Ich bin immer allein, dieses Haus betritt niemand.

GRAF: Sehn S', das hab ich mir gedacht, daß Sie eigentlich eine Menschenfeindin sind. Bei der Kunst muß das oft vorkommen. Wenn man so in den höheren Regionen... na, Sie habens gut. Sie wissen doch wenigstens, warum Sie leben!

SCHAUSPIELERIN: Wer sagt Ihnen das? Ich habe keine Ahnung, wozu ich lebe!

GRAF: Ich bitt Sie, Fräulein - berühmt - gefeiert -

SCHAUSPIELERIN: Ist das vielleicht ein Glück?

GRAF: Glück? Bitt Sie, Fräulein, Glück gibts nicht. Überhaupt gerade die Sachen, von denen am meisten g'redt wird, gibts nicht ... Zum Beispiel die Liebe. Das ist auch so was.

SCHAUSPIELERIN: Da haben Sie wohl recht.

GRAF: Genuß ... Rausch ... also gut, da läßt sich nichts sagen ... das ist was Sicheres. Jetzt genieße ich ... gut, ich weiß, ich genieß. Oder ich bin berauscht, schön. Das ist auch sicher. Und ists vorbei, so ist es halt vorbei.

SCHAUSPIELERIN: Es ist vorbei!

GRAF: Aber sobald man sich nicht, wie soll ich mich denn ausdrücken, sobald man sich nicht dem Moment hingibt, also an später denkt oder an früher ... na, ist es doch gleich aus. Später ... ist traurig ... früher ist ungewiß ... mit einem Wort ... man wird konfus. Hab ich nicht recht?

SCHAUSPIELERIN: Sie haben wohl den Sinn erfaßt.