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Die Informationsgesellschaft
als gesellschaftliche Utopie

Der proklamierte Trend zur Informationsgesellschaft ist nicht neu. Er geht zurück auf den technisch motivierten und mathematisch formulierten Informationsbegriff in der Kybernetik der 40er Jahre (Shannon, Wiener). Ein ideologisch motivierter Informationsbegriff entstand Ende der 60er Jahre als Reaktion auf den Marxismus der Studentenbewegung (Steinbuch, Bell).

Information ist Wissen in Aktion. D.h. Information ist nicht nur formal zu bestimmen, sondern als Bestandteil des Sprachhandelns aufzufassen: Der Informationsgehalt ist der Wert, den das Wissen in der Kommunikation hat.

Die IID der 90er Jahre ist technisch, wirtschaftlich und ideologisch motiviert:

In Deutschland richten sich TV-Zentralismus, Kommerzialisierung und Verrechtlichung der Datennetze gegen die im Internet gewachsene Selbstorganisation. Während in den USA eine Grundversorgung im dualen System angestrebt wird, geht es in Deutschland um den Abbau der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten. Demgegenüber sollten sie auch die Grundversorgung in den Datennetzen übernehmen.

Wie schon in den 60ern, entstehen die gesellschaftlichen Utopien wieder in den Hochschulen. Diese Führungsrolle sollten sie zu nutzen wissen. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von Medienkompetenz, sondern um eine demokratische Informatisierung der Gesellschaft: Freier Internetzugang für alle via TV-Kabelnetze oder Satelliten! Interaktivität und Nutzersteuerung sind der Maßstab einer Datenvernetzung. Nicht die Schaffung reglementierter Datenautobahnen sollte das Ziel sein, sondern das selbstverwaltete globale Dorf. In Aussicht steht ein Humanismus jenseits von Alter, Geschlecht, Rasse, Religion, Kaste oder Klasse.



Ingo Tessmann
Wed Feb 7 18:50:52 MEZ 1996