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Sofies Welt

Die Lösungen der Welträtsel begannen mit der griechischen Aufklärung vor über 2500 Jahren. Das Nachdenken über die Paradoxie des Zeno aus Elea regte die mathematische Behandlung des Unendlichen an. Epimenides aus Kreta stürzte mit seiner Paradoxie der Selbstbezüglichkeit die Mathematik in eine Grundlagenkrise. Die Begeisterung des Pythagoras für die Zahlen ist im Anspruch des Computerzeitalters auf Berechenbarkeit der Welt noch immer wirksam. In den Elementen Euklids wurde mit dem Dreierschema aus Definition, Satz, Beweis eine Darstellung mathematischen Wissens vorgeführt, die bis heute als Vorbild exakter Wissenschaft gilt. Und die Physiker der Gegenwart suchen nach den ewigen, unveränderlichen Bausteinen der Welt. Orientierung boten ihnen die Atome Demokrits und die Ideen Platos.

Die Gedanken zur Situation der Zeit nehmen die Handlung in SOFIES WELT von Jostein Gaarder auf. Der UN-Major Albert Knag schreibt darin einen Philosophiekurs für seine Tochter Hilde. Als Lehrer läßt er Alberto Knox auftreten. Die ersten Kapitel des Kurses wirft Alberto der Schülerin Sofie Amundsen in den Briefkasten. Jostein verbindet in seinem Roman die Philosophiegeschichte mit den Handlungsebenen der Lebenswelten Hildes und Sofies. In den Gedanken zur Situation der Zeit wird SOFIES WELT in der analytischen Philosophie aufgelöst. Die Bewältigung der Grundlagenkrise in Mathematik und Physik um die letzte Jahrhundertwende hat zu einer Wiedervereinigung von Philosophie und Wissenschaft geführt. Albert Einstein und Bertrand Russell haben ihre Erkenntnisfortschritte nur aus einer innigen Verbindung fachwissenschaftlicher- und philosophischer Interessen zu Wege bringen können.

Die Bedeutung der Naturwissenschaft bei der Klärung philosophischer Fragen wurde bereits in den Dialogen Galileis über die zwei hauptsächlichen Weltsysteme von 1632 deutlich. Um der Verfolgung durch die Inquisition zu entgehen, verteilte Galilei die Diskussion der Weltsysteme auf die Gesprächspartner Sagredo, Salviati und Simplicio. Der Physiker Josef Jauch ließ die drei 1973 in Genf über die Wirklichkeit der Quanten diskutieren. Gegenwärtig sind Hilde und Sofie mit Sagredo, Salviati und Simplicio in Gesprächen über die Rätsel der Welt vertieft. Wie es dazu kam, werdet Ihr gleich erfahren. Nach ihrer Flucht aus dem Unterbewußtsein des Majors sind Alberto und Sofie im Garten der Knags aufgetaucht. Sie haben Lust auf eine Bootsfahrt. Aber wie sollen sie das Boot losbekommen ...

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Ingo Tessmann
Sun Aug 4 20:28:20 MESZ 1996